BERUFE IN
DER WERBUNG
KREATIVE KÖPFE ALS
IDEENGEBER FÜR TRENDS
Kreativität, Eigeninitiative und Talent sind die Grundvoraussetzungen für Werbefachleute in der Werbebranche. Längst geht es nicht mehr nur um eine Anzeige in einer Zeitschrift oder einen Werbespot im Fernsehen. Heute sind die Berufe und Möglichkeiten in einer Agentur vielseitiger und spezialisierter als früher und erfordern eine umfassende Ausbildung, die immer häufiger ein Studium beinhalten.
Text: Bettina Nowakowski, Fotos: Werner Kuhnle
Jeden Tag den großen Geistesblitz, die Erfindung der „lila Milchkuh“, den Slogan für die Ewigkeit: so stellen sich viele noch immer das Agenturleben in der Werbebranche vor. Kreativität ist nach wie vor eine Grundvoraussetzung in der Werbung, eigene Ideen ebenso wie das Bewusstsein, Trends zu entwickeln und zu setzen. Aber nicht nur die „Kreativen“ wie Texter/-innen, Grafiker/-innen oder Mediengestalter/-innen für Web und Social Media machen den Erfolg einer Werbekampagne oder einer Marketingstrategie aus. Dazu gehören auch viele andere Fachbereiche wie Projektmanagement, Marketingkommunikation und Dienstleistungsmanagement bis hin zur Mediaberatung und Softwareentwicklung. All das erfordert inzwischen eine fundierte Ausbildung, oftmals ein Studium. Der klassische Quereinsteiger ist selten geworden.
TEAMFÄHIGKEIT UND EIGENINITIATIVE
Den Reiz des Besonderen hat eine Werbeagentur allerdings für viele Berufseinsteiger bis heute nicht verloren. Bei der BSS Brand Communication in Bietigheim-Bissingen, zu deren Kunden unter anderem Olymp Hemden, Gabor Schuhe, das Modelabel Luisa Cerano oder die Bietigheimer Wohnbau zählen, finden die jungen Auszubildenden vieles, was die Branche für sie interessant macht. Matti Gräbitz, dualer Student für BWL, Dienstleistungsmanagement Media, Vertrieb und Kommunikation, hat vor einem Jahr ein Praktikum in der Agentur gemacht. „Daraus hat sich eigentlich erst mein Berufswunsch ergeben“, erzählt der 19-Jährige, der seit Oktober letzten Jahres in der Ausbildung ist. Werbung und Social Media haben ihn schon immer interessiert, auch die Schnelligkeit, wie sich die Kommunikation verändert. „Heute läuft die Kommunikation ganz anders ab als vor fünf Jahren, was damals Facebook war, ist heute Tiktok“, so Matti Gräbitz. „Das ist natürlich ein Thema in meiner Generation und es ist spannend, wie man in der Werbung Leute dazu bringt, sich das Produkt auf diversen Plattformen anzusehen.“
Teamwork von Celine Maier und Juliane Kuballabeim Projektmanagement.
Die 22-jährige Celine Maier hat sich für eine Ausbildung zur Kauffrau für Marketingkommunikation mit der Zusatzqualifikation Kommunikationsmanagement entschieden. Sie ist dafür bewusst in eine Agentur und nicht in ein großes Unternehmen gegangen. „In einer Agentur kann man viel mehr Erfahrungen sammeln, hier sind die Aufgabenbereiche ganz anders aufgeteilt und viel breiter gestreut.“ Teamfähigkeit und Kreativität sollte man auf jeden Fall mitbringen, die interdisziplinäre Zusammenarbeit untereinander macht einen Großteil der Arbeit aus. Als Kauffrau für Marketingkommunikation ist Celine Maier auch für die Kundenberatung und -betreuung, für die Marktanalyse und Konzepterarbeitung sowie die Auftragsabwicklung und Kommunikation zuständig.
Nadja Girster is t zuständig für Social Media und Unternehmenskommunikation.
Unternehmenskommunikation, Social Media und Content Management gehören zum Aufgabenbereich von Nadja Girster. Sie hat erst ein Praktikum in einem Unternehmen absolviert, dann aber nach etwas gesucht, wo „auch ein lockerer Umgang untereinander herrscht“. Das Agenturleben mit verschiedenen Kunden, Kontakt und Beratung, Foto-Shootings und die Flexibilität sprechen sie besonders an. „Eigeninitiative ist sehr wichtig, das ist auch der Unterschied zu etablierten Unternehmen, in denen vieles in bestimmten Schemata abläuft“, so ihre Erfahrung. Gerade im Social Media-Bereich kommen viele Ideen auch aus der privaten Nutzung von Instagram und Co., die dann ihren Weg in die Umsetzung von Werbeideen für Kunden finden. „Man muss natürlich Interesse für diese Themen haben und sich die Trends ansehen“, so Nadja Girster.
EIN „MASSANZUG“ FÜR DEN KUNDEN
Juliane Kuballa hat als Projektmanagerin schon einige Jahre Erfahrung in verschiedenen Agenturen gesammelt. Sie hat Marketing und BWL studiert. Als Projektmanagerin koordiniert sie sämtliche Abläufe vom Briefing bis zur fertigen Kampagne. Sie vermittelt zwischen Kunden und Kreativteam: dazu gehört auch die Vernetzung mit anderen Bereichen wie Produktion und Mediaabteilung. Organisationstalent, strategische Konzeptionen für den Kunden, Erstellung von Terminplänen und Kalkulationen gehören ebenso zum Aufgabengebiet wie die Präsentation der Entwürfe beim Kunden, diplomatisches Geschick, Flexibilität und ein überzeugendes Auftreten. Für Juliane Kuballa liegt der Reiz in ihrem Beruf darin, dass „immer was Neues passiert und die Aufgaben ganz unterschiedlich sind“. Immer am Puls der Zeit zu sein, die Marken stetig weiterzuentwickeln, auch den Mut für neue Ideen zu haben, sind für sie wichtige Impulse. „Es braucht Visionen“, so die Projektmanagerin. „Heute wollen Kunden wissen, wie sie ihre Marke am besten platzieren können, dafür ist die Arbeit in der Agentur da.“
Über ein gelungenes Projekt freut man sich im Team.
Senior Motion Designer Frank Fuhrmann ist ein Profi in seiner Sparte. Als Spezialist für „animierte Grafiken“ und visuelle Effekte setzt er kreative Ideen in Filmelemente im Video zusammen. Logos, Fotos und Headlines werden hier zum bewegten Leben erweckt. Dazu gehören auch Filmschnitt und Sound. Frank Fuhrmann war schon in verschiedenen Agenturen. Wichtig sei in seinem Job auch die Neugierde: „Neugierde ist noch wichtiger als das Studium“, findet der Motion Designer. Man dürfe sich nicht auf dem ausruhen, was man schon gemacht habe, sondern sollte immer am Ball bleiben. „Der Kunde bekommt in der Agentur einen Maßanzug für sein Produkt“, erklärt Frank Fuhrmann. Dabei sei es auch wichtig, immer wieder Trends zu setzen. „Das ist ja das Spannende am Agenturleben, dass Werbung auch immer noch Trendsetter ist.“
Visuelle Effek te kreieren Frank Fuhrmann (links) und Matti Gräbitz am Computer.
So vielseitig die Palette an Berufen in der Werbebranche ist, so schwierig ist es allerdings mittlerweile dafür passenden Nachwuchs zu finden. „Lange Zeit hat man junge Leute ausgebildet, Visuelle Effek te kreieren Frank Fuhrmann (links) und Matti Gräbitz am Computer. Matti Gräbitz findet die schnelle technische Entwicklung in der Werbung spannend. weil man die Verantwortung in der Branche hatte, für Nachwuchs zu sorgen“, erläutert Uwe Sachse, Geschäftsführer von BSS Brand Communication. „Durch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt liegt es inzwischen in unserem ureigenen Interesse, weil es die einfachste, effektivste und effizienteste Art ist, für eigenen Nachwuchs zu sorgen.“ Denn der Fachkräftemangel ist auch in Agenturen angekommen. „Es gibt praktisch keine Initiativbewerbungen mehr“, so Uwe Sachse. Hat man früher auf ein Angebot zur Ausbildung 30 bis 40 Bewerbungen erhalten, sind es heute im besten Falle drei bis vier: „Und da freuen wir uns schon.“ Ein Grund dafür, so mutmaßt der Kommunikationsfachmann, sei, dass in vielen Köpfen noch das alte Image von Agenturen vorhanden ist: man müsse in dieser Branche „Blut, Schweiß und Tränen schwitzen“. Das ist aber heute schon längst nicht mehr so. Flexiblere Arbeitszeiten, Homeoffice und Vertrauensarbeitszeit sind längst im Agenturleben angekommen, „allerdings noch nicht in der Vorstellung der Leute“, so Uwe Sachse. Eine geregelte 35-Stunden- Woche in einem großen Unternehmen erscheine vielen jungen Leuten erstrebenswerter als die vermeintliche Unregelmäßigkeit an Arbeitszeiten in einer Agentur. „Flexible Arbeitszeiten sind heute grundlegend, um junge Leute zu finden“, weiß der Geschäftsführer. Man müsse sich als individuelles Unternehmen interessant machen, um Auszubildende zu generieren. Bei dem Team der Agentur scheint das gelungen zu sein. Frank Fuhrmann fasst es stellvertretend für seine Kolleginnen und Kollegen so zusammen: „Ich mag das Schnelle, Direkte in Agenturen, jedes Mal etwas Neues, viel Abwechslung und viele interessante Leute, die man kennenlernt.“
www.bss-brand.com