Die rechte Hand Im Steuerbüro
Text: Bettina Nowakowski, Fotos: Oliver Bürkle
Für die einen ist der Beruf trocken und langweilig, für die anderen vielfältig und spannend: die Ausbildung zum/zur Steuerfachangestellten gilt als anspruchsvoll und zukunftssicher.
Die 20-jährige Caja Olejar ist von ihrem Beruf begeistert. Sie ist im zweiten Lehrjahr als Steuerfachangestellte beim Steuerbüro Scheuer & Partner in Bietigheim-Bissingen in Ausbildung. „Das ist ein Job, in dem man immer wieder etwas Neues erfährt.“ Die junge Auszubildende wollte ursprünglich Jura studieren, fand aber den Wirtschaftssektor schon immer interessant. Dazu kommt, dass ihre Mutter Steuerfachwirtin ist: „Da war ich schon vorbelastet“, schmunzelt Caja Olejar. Die duale Ausbildung dauert drei Jahre. Nach der bestandenen Prüfung zur/zum Steuerfachangestellten gibt es viele weitere Karrieremöglichkeiten. Neben der Tätigkeit als rechte Hand eines Steuerberaters kann man sich spezialisieren als Fachassistent/Fachassistentin für Lohn und Gehalt oder Rechnungswesen. Auch der Aufstieg nach Berufserfahrungsjahren zum/ zur Steuerfachwirt/-in, zum/zur Bilanzbuchhalter/-in oder in die Selbstständigkeit als Steuerberater/-in ist möglich.
Tägliche Büroarbeit: Schriftstücke müssen eingescannt oder kopiert werden.
Ständige Weiterbildung zu dem komplexen Steuerrecht gehört zum Beruf.
Wichtige Arbeiten im Vorfeld
Steuerfachangestellte sind sehr gesuchte Fachkräfte in den Steuerkanzleien: „Sie sind eigentlich das Herzstück einer Kanzlei“, so Sandra Häusser, Diplom-Betriebswirtin (BA), Steuerberaterin und Partnerin im Steuerbüro Scheuer & Partner. Denn Steuerfachangestellte arbeiten den Steuerberatern zu und erledigen wichtige Arbeiten im Vorfeld. Neben Büroorganisation sind die Steuerfachangestellten für das Erstellen von Finanzbuchführungen, Jahresabschlüsse, Lohn- und Gehaltsabrechnungen, die Bearbeitung von Steuererklärungen und das Prüfen von Steuerbescheiden zuständig. „Für viele Mandanten sind sie auch die ersten Ansprechpartner“, erklärt Sandra Häusser. Die Schweigepflicht spielt hier eine große Rolle, denn „wir erfahren viel Persönliches.“ Man muss sich auf die Mandanten einstellen können. „Alles, was mit Steuer zu tun hat, ist in den Köpfen der Mandanten ja normalerweise nichts Positives“, weiß die Steuerberaterin. Umso wichtiger, den Mandanten Kompetenz und Sachverstand vermitteln zu können. Der Austausch im Team im Steuerbüro ist dabei genauso wichtig für die Mitarbeiter wie die permanente Weiterbildung beim komplexen Steuerrecht. Vieles sei heute schon digitalisiert, das erleichtere auch die Arbeit, zum Beispiel im Buchungswesen. „Sonst würden wir es vom Arbeitsprozess her auch gar nicht mehr schaffen“, meint Sandra Häusser. Eigentlich sei der Beruf auch perfekt fürs Homeoffice, denn viele Belege werden zum Beispiel nur noch eingescannt, Steuererklärungen nur noch elektronisch verschickt. „Wenn es nicht andauernd so viel gesetzliche Veränderungen gebe, würde der Job noch mehr Spaß machen“, findet scherzhaft die Steuer-Expertin.
Ein besonderes Wissen
Für Caja Olejar liegt die Herausforderung darin, dass man sich fachlich immer weiterbilden lässt, und dass man auch digital fit ist. Wie wichtig die Arbeit der Steuerberater ist, hat sich auch in der Corona-Pandemie gezeigt: da galten Steuerberater als systemrelevant. „Die Menschen wussten: sie konnten sich auf uns verlassen, wir waren für sie da mit all ihren Fragen zu den ganzen Hilfen“, so Sandra Häusser. Was allerdings keiner vorhersehen konnte, war, wieviel Arbeit durch die ganzen Corona-Hilfen und Kurzarbeit-Anträge auf die Branche zugekommen ist. „Da knabbern wir heute noch dran“, stellt Sandra Häusser fest. Umso wichtiger sei es, qualifizierte Mitarbeiter und Fachkräfte zu haben, die sich im Steuer-Dschungel auskennen. Steuerfachangestellte leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Ablauf, denn die Kontrolle am Schluss erfolgt durch die Steuerberater selbst und ist umso einfacher, desto gründlicher vorgearbeitet wurde. „Wer mit Steuern zu tun hat, hat ein anderes Verständnis dafür, was Geld wert ist“, hat Caja Olejar festgestellt. Man lerne ja auch nicht nur etwas über das komplexe deutsche Steuersystem, sondern nehme auch für das eigene private Verhalten viel mit, zum Beispiel bei Themen wie Verbraucherschutz oder Erbrecht. Der Beruf sei für sie deshalb sehr attraktiv, der Umgang mit den Mandanten mache ihr auch Spaß. „Und ich finde es cool, dass ich etwas mache, was der große Rest der Bevölkerung gar nicht richtig verstehen kann“, findet Caja Olejar. Denn es ist schon ein besonderes Wissen, dass man als Steuerfachangestellte habe, ein Wissen, dass die meisten nicht haben können. „Wenn man es erst einmal richtig verstanden hat, macht es auch richtig Spaß“, so das Fazit von Caja Olejar.