Hörakustiker/-in
Ein Stück Lebensqualität zurückgeben

Text: Bettina Nowakowski, Fotos: Oliver Bürkle

Wer Interesse an einem Beruf hat, in dem sich Handwerk, Medizin und Technik vereinen, der ist in der Ausbildung als Hörakustiker und Hörakustikerin richtig. Ein abwechslungsreicher Job, bei dem es auch auf viel Empathie bei der Beratung von Kunden ankommt.
Eine Kollegin hat mir mal erzählt, dass eine Kundin, die ein neues Hörgerät bekommen hatte, meinte, sie könne jetzt wieder das Gras hören, über das sie läuft“, erzählt lächelnd die 20-jährige Lilly Funk, die im dritten Ausbildungsjahr bei Hörberatung Schaub in Bietigheim-Bissingen ist und im nächsten Jahr ihre Prüfung ablegen wird. „Schon meine Oma hat ihre Hörgeräte bei Schaub gekauft und als ich nach einem Praktikumsplatz gesucht habe, meinte meine Oma, ich solle es doch mal bei Schaub probieren“, so Lilly Funk. Dieser Rat erwies sich als Glücksfall für die Auszubildende.
„Ich wollte auch gern etwas machen, was nicht jeder macht“, war ihre Motivation. Nun hat sie gelernt, wie man Ohrpassstücke fräst, Otoplastiken für Hörgeräte herstellt, Hörtests durchführt, Kunden bei der Auswahl unterschiedlicher Arten von Hörsystemen und Gehörschutz berät, Abformungen vom Gehörgang macht und akustische Feineinstellungen vornimmt. „Ich finde das alles sehr interessant, sehr vielfältig“, meint Lilly Funk. Zwei- bis dreimal im Jahr findet Blockunterricht in Lübeck statt, der einzigen Berufsschule für Hörakustiker und Hörakustikerinnen in Deutschland.
Versorgung von Kindern bis zum Erwachsenen
Nach wie vor gibt es auch noch das Vorurteil, man hätte in diesem Beruf „nur mit alten Leuten“ zu tun. „Das stimmt so aber nicht“, erklärt Geschäftsführer Peter Schaub. Im Gegenteil, die Klientel werde immer jünger, die Leute kämen auch immer früher, um ihr Gehör testen zu lassen oder bekommen früher Hörgeräte verschrieben. Bei der Versorgung von Kindern mit Hörgeräten muss man zum Beispiel auf ganz andere Dinge achten, als bei Erwachsenen. „Da gibt es andere Messverfahren, die sehr wichtig für den Spracherwerb sind“, so Peter Schaub.

Nach der Ausbildung kann man seinen Meister machen und sich zum Beispiel auch zum Pädakustiker, der auf die Versorgung für Kinder mit Hörgeräten spezialisiert ist, weiterbilden.

Aber auch in dieser Branche gebe es einen Fachkräftemangel, deshalb seien gerade inhabergeführte Unternehmen sehr daran interessiert, selbst Hörakustiker und Hörakustikerinnen auszubilden und wenn möglich auch zu übernehmen, so Peter Schaub.

Vertrauensperson für die Kundschaft

Man brauche aber nicht nur handwerkliches Geschick für diesen Beruf, sondern sollte auch offen für Neues sein, denn alle zwei Jahre kämen neue Hörgeräte auf den Markt, so der Experte. „Heute läuft da alles über digitale Technik, zum Beispiel die Verbindung der Hörgeräte über Funk, das erfordert spezielles Wissen bei der Beratung und der Wartung“, erläutert Peter Schaub.

Neben dem handwerklichen Geschick und dem technischen Verständnis müsse man aber auch sehr gut mit Menschen umgehen können. Denn oft werde man hier zur „Vertrauensperson“, so Peter Schaub. Von der Anpassung bis zur vierteljährlichen Kontrolle: im intensiven Kontakt mit den Kunden entstehen oft Beziehungen fürs Leben. „Man kann den Menschen wirklich helfen und ihnen ein Stück Lebensqualität wiedergeben, das ist ein sehr schönes Gefühl“, ergänzt Lilly Funk. Und macht für sie ihren Beruf zu etwas ganz Besonderem.