SICH FINDEN UND
GUTES TUN
Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)
Bericht von Inga Stoll.
Schnuppern, Helfen, Überbrücken, Orientieren: Der Entschluss, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) oder einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) zu machen, kann viele Gründe haben. Viele Erkenntnisse gewinnt man auf jeden Fall in dieser Zeit: über sich selbst und andere, über das Leben und was man daraus machen will.
INTERVIEW MIT
CORNELIA EILENSTEIN, PÄDAGOGISCHE MITARBEITERIN AM
IB ASPERG
Ein Gespräch mit zwei Insiderinnen, die es wissen müssen: Cornelia Eilenstein, Pädagogische Mitarbeiterin am IB Asperg und FSJlerin Celin H.
In welchen Bereichen gibt es Freiwilligendienste?
Cornelia Eilenstein: Wir betreuen Einrichtungen im Pflegebereich (RKH Kliniken), im pädagogischen Bereich (Kita, Kindergärten, Schulbegleitdienste etc.) und vereinzelt senden wir Freiwillige in die Verwaltung und Haustechnik in Schulen. Außerdem arbeiten wir mit Einrichtungen zusammen, die Menschen mit Behinderung assistieren und mit Kinder- und Jugendhäusern. Zusätzlich bieten wir auch Stellen in der Flüchtlingshilfe und in Kultureinrichtungen (wie eine Bibliothek und eine Musikschule) an. Über die IB Freiwilligendienste Stuttgart kann man sich auch für Stellen im politischen Bereich bewerben.
Wie viele FSJler/BFDler beschäftigen Sie pro Jahr (bundesweit? Regional?)
Cornelia Eilenstein: Regional (Vaihingen-Enz-Kreis bis zum Ostalbkreis, Heilbronn und, Ludwigsburg und Hohenlohe) betreuen wir über das Bildungszentrum Asperg 200-210 Freiwillige – Tendenz steigend. Bundesweit sind es inzwischen mehr als 15.000 Freiwillige, die über den Internationalen Bund e.V. ihr FSJ/FÖJ/BFD machen.
Wie lange dauert der Freiwilligendienst?
Cornelia Eilenstein: In der Regel 12 Monate. Wir beginnen immer am 1. September. Mindestens müssen jedoch 6 Monate absolviert werden, um es Freiwilliges Soziales Jahr nennen zu dürfen. Ausweiten kann man das Jahr auf maximal 18 Monate, alles andere dazwischen ist jedoch auch möglich, da bei uns der Einstieg jederzeit machbar ist.
Werden FSJler/BFDler vergütet?
Cornelia Eilenstein: Ja. Sie erhalten ein Taschengeld. Die Höhe richtet sich nach der Einsatzstelle.
Welche Voraussetzungen braucht man, um ein FSJ/BFD zu machen?
Cornelia Eilenstein: Es gibt keine besonderen Voraussetzungen. Die Bewerber/innen sollten zwischen 16 und 26 Jahren alt sein und bei Bewerber/innen aus dem Ausland sollte das Sprachniveau bei B1 liegen – denn gerade im Pflegebereich ist eine gelungene Kommunikation notwendig.
Aus welchen Gründen machen junge Leute ein FSJ/BFD? Welche Vorteile hat das für sie?
Cornelia Eilenstein: Es geht den Bewerber*innen um das Sammeln von Berufserfahrung, um zu schauen, ob die angestrebte Berufswahl sinnvoll ist. Dann steht soziales Engagement ganz oben auf der Liste, gepaart mit der Aufbesserung des Lebenslaufes und ist gefolgt von der Idee der Selbstfindung. Natürlich nutzen viele das FSJ/BFD auch, um ein Wartesemester zu überbrücken, oder weil sie die Schule mit 15 Jahren abgeschlossen haben und die angestrebte Berufsausbildung erst ab dem Alter von 16/17 Jahren angefangen werden kann. Dann kann das FSJ auch als praktischer Teil zum Erlangen der Fachhochschulreife absolviert werden.
Wenn man sich beim IB für ein FSJ bewirbt: kann man sich dann aussuchen,
in welchem Bereich man eingesetzt wird?
Cornelia Eilenstein: Ja, man kann es sich aussuchen, solange die ausgeschriebenen Stellen frei sind und natürlich schauen wir, welcher Bereich favorisiert wird und suchen nach guten Angeboten für die Bewerber/innen.
Wo kann man sich bewerben/informieren, wenn man einen Freiwilligendienst machen möchte?
Cornelia Eilenstein: Man kann sich bei uns auf der Homepage ib-freiwilligendienste.de/asperg informieren, dort stehen unsere Bewerbungsunterlagen zum Download zur Verfügung. Oder die Interessenten schicken uns eine Anfrage per E-Mail.
INTERVIEW MIT CELIN H. FSJLERIN
Aus welchen Gründen hast du dich entschlossen, einen Freiwilligendienst zu absolvieren?
Celin H.: Ich wollte nach dem Realschulabschluss die Wartezeit bis zur Ausbildung überbrücken.
Wann hast du angefangen, wann wirst du fertig sein?
Celin H.: Ich habe im Frühjahr in einem Kinder- und Jugendzentrum im Rems-Murr-Kreis angefangen und habe dort mit Kleinkindern gearbeitet und jetzt zum neuen FSJ-Jahr im September habe ich mein FSJ in der Ganztagsbetreuung von etwas älteren Kindern verlängert und werde nächstes Jahr im August fertig sein.
Was sind die Vorteile, wenn man ein FSJ/BFD macht?
Celin H.: Der Einblick in den Beruf ist ein großer Vorteil, dann engagiere ich mich in einem positiven Bereich und kann hier etwas ungezwungener mit wenigen Aufgaben in die einzelnen Tätigkeiten reinschnuppern. Das FSJ stärkt das Selbstbewusstsein, weil man auch in den Seminaren im Bildungszentrum Asperg über sich hinauswachsen muss und in einigen Situationen einfach ins kalte Wasser geworfen wird und die Aufgaben dann auch gut bewältigen kann.
Was willst du machen, wenn du fertig bist mit dem Freiwilligendienst: Studieren? Wenn ja: was?
Celin H.: Momentan bin ich noch in der Findungsphase, daher habe ich jetzt noch ein halbes Jahr verlängert.
Hat deine Zeit als FSJler vielleicht sogar deine ursprüngliche Ausbildungsplanung beeinflusst/geändert?
Celin H.: Ja! Ich möchte keine Erzieherin mehr werden, weil ich jetzt weiß, dass ich zum Beispiel später eher nicht mit kleineren, aber dafür mit etwas älteren Kindern arbeiten möchte.
Würdest du auch anderen empfehlen, einen Freiwilligendienst zu machen? Wenn ja: warum?
Celin H.: Ja, ich würde das FSJ denjenigen weiter empfehlen, die noch nicht bereit sind für eine Ausbildung oder ein Studium und eher noch in der Findungsphase sind, welchen Beruf sie später erlernen möchten.