Filmmusik
soll Geschichten
erzählen
Bildunterschrift Schulz braucht Zeit und Geduld für seine filigrane Arbeit.
Text: Bettina Nowakowski
Fotos: Oliver Bürkle
Was wären Filme wie „Titanic“, „Fluch der Karibik“ oder „Star Wars“ ohne ihre Filmmusik, die längst Kultstatus erreicht hat. Es gebe keine Emotionen, dramatische Stimmungen, keine großen Gefühle, die einen Film ausmachen. Filmkomponisten/-innen sorgen mit der passenden Musik für großes (Kopf-)Kino.
Sich Selbst ausprobieren
„Ich habe schon als Kind die Vision gehabt, Filmkomponist zu werden“, sagt Leon Maximilian Brückner, 25 Jahre alt, und im zweiten Studienjahr an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg im Studiengang „Filmmusik“. Er ist nicht in einem Musikerhaushalt aufgewachsen, sein entscheidendes Erlebnis war der Film „Klang des Herzens“, der ihm gezeigt habe, was man mit Filmmusik an Emotionen erschaffen kann.
Natürlich kann man auch wie ein Hans Zimmer, Jerry Goldsmith oder John Williams erfolgreicher Filmkomponist werden und dann den Sprung nach Hollywood schaffen. Aber das sind eher die Ausnahmen.
Üblich ist im Allgemeinen der Weg über das Studium. Bei Leon Brückner begann der Weg mit dem Erlernen von Posaune, Klavier und Gitarre, denn ein oder mehrere Instrumente selbst zu beherrschen ist eine notwendige Voraussetzung, nicht nur fürs Studium. Leon Brückner hat eine Popband gegründet, mit 17 Jahren einen Jugendfilm vertont und dann in Düsseldorf Musik und Medien studiert. In der Zeit hatte er auch für das WDR Funkhausorchester komponiert und zwei Jahre beim WDR gearbeitet.
Da ihm aber „nur Hintergrundmusik“ zu komponieren zu wenig war, hat sich Leon Brückner für ein zweites Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg entschieden. Hier kommen 20 bis 25 Bewerber auf den Studiengang, nur vier werden schließlich pro Studienjahr angenommen.
Andreas Fuchs, Projektbetreuer im Studiengang Filmmusik, erklärt, worauf es ankommt: „Hier kann man sich aussuchen, was man im Studiengang machen möchte, da gibt es ganz verschiedene Formate: Dokumentation, experimentelle Filme, Filmgestaltung, Animation oder Werbung.“ Das findet auch Leon Brückner besonders positiv: „Es gibt viele Projekte, man kann hier wirklich viel ausprobieren und seine eigenen Stärken herausarbeiten.“
Besonders eng arbeitet man mit den Regisseuren zusammen. „In der Musikdramaturgie, also der Frage, was will die Geschichte erzählen, muss man sich einig sein mit der Regie, das erfordert oft viel Geduld“, weiß Andreas Fuchs. Dabei entstehen aber manchmal auch aus einer Grundidee in der Filmkomposition überraschend neue Dinge, die man so nicht erwartet hatte.
Man muss Filmmusik lieben
Natürlich ist auch die KI, die Künstliche Intelligenz, inzwischen ein Thema bei der Filmkomposition. „In der Kreativität hat KI eigentlich nichts verloren“, meint Leon Brückner. Ohne Frage gibt es Bereiche, in der KI die klassische Filmkomposition ersetzen wird, wie zum Beispiel in der Werbebranche. Aber Andreas Fuchs sieht das auch differenzierter: „Es ist auch gerade ein Hype um KI, der Ängste schürt in der Branche. Es gibt durchaus Bereiche, wo Kunden die handgemachte Musik mehr schätzen als die digitalisierte.“
Für Leon Brückner ist nicht nur das Komponieren von Bedeutung, sondern vor allem auch die Bildung von Netzwerken. „Wichtig für dieses Genre ist, dass man selbst motiviert ist, den eigenen Weg finden will. Man muss viel Motivation mitbringen, selbst gestalten zu können, sonst funktioniert das nicht.“
Erfolgreiche Filmkomponisten unterscheide von normalen Songkomponisten, dass sie alle teamfähig seien: „Das muss man mögen und wollen, wenn man hier studiert“, so seine Erkenntnis. Und noch etwas ist für ihn eine Grundvoraussetzung für den Beruf als Filmkomponist: „Man muss Filmmusik lieben und es lieben, selber Musik schaffen zu wollen.“
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