SONNE, WASSER,
FRISCHE LUFT:
ARBEITEN, WO ANDERE FREIZEIT VERBRINGEN
Bericht von Inga Stoll.
Ein gefragter Beruf mit Zukunft:
FACHANGESTELLTE(R) FÜR BÄDERBETRIEBE
Früher hieß es Bademeister, heute „Fachangestellte/r für Bäderbetriebe“. Für Ingo Scherbaum (44) aus Ludwigsburg nach wie vor ein Traumberuf. Seit 23 Jahren übt er mittlerweile sein Amt aus als Gruppenleiter im Hallenbad Bissingen, als Sicherheitsbeauftragter Bäder und Eishallen und auch als Ausbildungsleiter im Bad am Viadukt, im Hallenbad Bissingen, im Badepark Ellental und in den Eishallen.
SCHWIMMEN LERNEN IST ELEMENTAR WICHTIG! DIE ZAHL DER ERTRINKUNGSTOTEN IN DEUTSCHLAND, VOR ALLEM BEI KINDERN, NIMMT VON JAHR ZU JAHR ZU.
Daher ist das für mich nicht nur ein Job, sondern auch Berufung und Herzenssache!
– Ingo Scherbaum, Bademeister
Was gefällt Ihnen an diesem Beruf – was gefällt Ihnen weniger?
Ingo Scherbaum: Wasser war schon immer mein Element. Mir gefällt die Vielseitigkeit dieses Berufs, die Abwechslung im Arbeitsalltag: der Sommer im Freibad, der Winter im Hallenbad, und speziell in Bietigheim auch manchmal in den Eishallen. Und dann kommt noch ein bisschen aus vielen anderen Berufen dazu: aus Fachgebieten der Gärtner, Maurer, Fliesenleger, Reinigungskräfte, Psychologen, Ärzte, Wetterexperten, Schreiner, Elektriker… Besonders gefällt es mir auch, mit Menschen umzugehen und Verantwortung zu haben – nicht nur für den Badegast, sondern auch für die Auszubildenden und Mitarbeiter. Weniger gefällt mir die manchmal sehr unverschämte, bei Jugendlichen und Erwachsenen auch aggressive Art und Weise, das Verhalten gegenüber unserem Personal. Etwas mehr Verständnis, Einsicht und Rücksichtnahme in allen Bereichen wäre da oftmals wünschenswert.
Bild oben: Auch die Reinigung des Aussenbeckens gehört zum Tätigkeitsfeld Von links: Ausbilder Ingo Scherbaum, Kevin Sauer und Dominik Janle
Wofür sind Fachangestellte für Bäderbetriebe in ihrem Berufsalltag zuständig?
Ingo Scherbaum: Für ein sehr umfangreiches Feld – das ist ja das Interessante an dem Beruf. Offiziell heißt es, dass wir zuständig sind für die „Aufrechterhaltung der Betriebssicherheit, Beaufsichtigung des Badebetriebs, Betreuung von Besuchern, Schwimmen, Einleiten und Durchführen von Wasserrettungsmaßnahmen, Durchführung von Erster Hilfe und Wiederbelebungsmaßnahmen, Kontrolle und Sichern des technischen Betriebsablaufes, Pflegen und Warten der bäder- und freizeittechnischen Einrichtungen, Messen von physikalischen und chemischen Größen, sowie die Bestimmung von Stoffkonstanten, Öff entlichkeitsarbeit, Durchführung von Verwaltungsarbeiten im Bad“
Wie reagieren Ihre Azubis auf Herausforderungen wie zum Beispiel Schichtarbeit?
Ingo Scherbaum: Aus meiner Erfahrung stellt die Schichtarbeit nach der Ausbildung für die Auszubildenden kein Problem dar. Im Laufe der Ausbildungszeit – im dritten Lehrjahr – werden die Auszubildenden teilweise auch schon in den Schichtfenstern eingesetzt, um Arbeitsabläufe in der Früh- und Spätschicht kennenzulernen. Nach der Ausbildung wird das schnell zum ganz normalen Arbeitsalltag. Außerdem bringt die Schichtarbeit auch Vorteile mit sich und ist trotz der Arbeitszeiten in der Früh- und Spätschicht, an Wochenenden und Feiertagen meiner Meinung nach sehr familienfreundlich.
Haben Sie schon mal Menschen gerettet? Passiert das öfter?
Ingo Scherbaum: Dass wir Badegäste vor dem Ertrinken retten müssen, kommt zum Glück nicht allzu häufig vor. Wir sind jedoch gut ausgebildet und geschult und trainieren regelmäßig für solche Notfälle. Im Ernstfall muss eine Wasserrettung oder Reanimation reibungslos funktionieren. Wenn es um Menschenleben geht, dürfen keine Fehler passieren. Erst kürzlich hatte ich im Badepark Ellental eine Rettungs- bzw. Reanimationsmaßnahme. Ein unbeaufsichtigtes Kind, das nicht schwimmen konnte, hatte leblos auf dem Beckenboden gelegen. Da wir nicht zu jeder Zeit an jedem Ort sein können, wurde ich erst zu dem Badeunfall hinzugerufen, nachdem ein Badegast das Kind aufgefunden hatte. Die Wiederbelebung lief glücklicherweise erfolgreich. Nach solchen Vorfällen fällt erstmal Anspannung ab, es wird einem jedoch auch wieder bewusst, wie schnell immer etwas passieren kann. Konzentriert in der „Aufsicht“ zu sein, ist daher elementar wichtig: Situationen genau zu betrachten, Unfälle jeglicher Art und Weise zu verhindern, bevor sie passieren. Solche und ähnliche Situationen oder Unfälle hatten schon fast alle meiner Kolleginnen und Kollegen.
Wie viele „Bademeister“, bzw. Fachangestellte für Bäderbetriebe arbeiten mit Ihnen zusammen, wie viele Azubis sind dabei?
Ingo Scherbaum: Unser Team besteht aus 14 Fachkrä en für alle Bäder mit momentan einem Azubi – wir stellen jedes Jahr einen neuen Azubi ein, der dann drei Jahre lang von uns in dem Beruf ausgebildet wird.
Würden Sie den Beruf wieder wählen, wenn Sie jetzt vor der Berufswahl stehen würden?
Ingo Scherbaum: Ich würde diesen Beruf jederzeit wieder wählen.
Warum?
Ingo Scherbaum: Zum einen wegen der tollen, abwechslungsreichen Ausbildung, aber auch, weil es selbst nach vielen Jahren noch ein vielseitiger, spannender,fordernder, sportlicher Beruf ist mit interessanten Fortbildungsmaßnahmen, Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen.
Bild oben: Auch die Reinigung des Aussenbeckens gehört zum Tätigkeitsfeld Von links: Ausbilder Ingo Scherbaum, Kevin Sauer und Dominik Janle
Geben Sie auch Schwimmunterricht? Auch im Rahmen des Schulsports – wie früher?
Ingo Scherbaum: Im Rahmen meines Nebengewerbes bzw. meiner selbständigen Tätigkeit in der Schwimmschule Ingo Scherbaum biete ich in den Bietigheimer Bädern Schwimmunterricht für Kinder ab vier Jahren an, Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene vom Seepferchen bis zu den Jugendschwimmabzeichen Bronze, Silber, Gold, außerdem zusätzlich Erwachsenenschwimmen und spezielles Training, bzw. Freiwasserschwimmen für Triathleten. Und natürlich bieten die DLRG, der SVB, Aquasport Ulfers, Olga Kesler und der Schwimmclub Frosch Schwimmunterricht, Aquafitness, Babyschwimmen, etc. an. Schwimmunterricht im Rahmen des Schulsports wird von den Sportlehrern der Schulen geleitet.
Dominik Janle(links) hat seine Ausbildung bei den Stadtwerken gerade begonnen, Kevin Sauer ist fertig und arbeitet mittlerweile in der Eishalle.
Arbeitszeiten:
Während der Ausbildung hauptsächlich
von 7.00 – 16.00 Uhr
Nach der Ausbildung Schichtdienst, im Wechsel
Früh/Spät, auch Wochenenden und Feiertage
Arbeitszeit pro Woche ca. 39 Stunden
Folgende Voraussetzungen werden erwartet: Guter Haupt-/Real-/Werkrealabschluss, Kunden- und Serviceorientierung, Konfliktfähigkeit, Selbstbeherrschung, Kommunikationsfähigkeit, Spaß am Schwimmen (-lernen), Organisationtalent, selbständiges, eigenverantwortliches, sorgfältiges Arbeiten, gute Auffassungsgabe und schnelle Wahrnehmung, handwerkliches Geschick.
Vergütung: Bezahlung erfolgt nach dem Tarifvertrag für Auszubildende des öffentlichen Dienstes (TV AöD BBiG)
Lehrjahr 1: ca. 1020.- Euro
Lehrjahr 2: ca. 1070.- Euro
Lehrjahr 3: ca. 1120.- Euro
Nach der Ausbildung, je nach Einordnung in tariflicher Gehaltsgruppe, Bruttogehalt
1800.- bis 2500.- Euro Zukunftsaussichten: Aufgrund des Fachkräftemangels in Bädern ist der Bedarf an Fachangestellten für Bäderbetriebe sehr groß.
Eine Übernahme im Ausbildungsbetrieb ist sehr wahrscheinlich.
Weiterbildungsmöglichkeiten:
Meister für Bäderbetriebe, Saunameister, Ausbilder, Fitnessfachwirt,
Studium Sportpädagogik, Diplom
Bäderbetriebsmanagement.
Bewerbungsunterlagen (pdf) per Email an:
bewerbungen@sw-bb.de
Fragen an die Personalabteilung: 07142/7887 168
Informationen zu den SWBB auf der Homepage: www.sw-bb.de/Karriere
Stadtwerke Bietigheim-Bissingen, Rötestraße 8 74321 Bietigheim-Bissingen
DOMINIK JANLE, 25 aus
Bietigheim-Bissingen,
im ersten Lehrjahr bei seinem Ausbildungsleiter Ingo Scherbaum
„Meine Mutter sagte zu mir, da ich gerne schwimme, könnte das doch was für mich sein. Zuerst habe ich viel über den Beruf des „Schwimmmeisters“ gelesen, um mir einen Eindruck über dessen Tätigkeit zu verschaffen. Unter dem Begriff Fachangestellter für Bäderbetriebe konnte ich mir zunächst nichts vorstellen. Durch ein einwöchiges Praktikum bei den SWBB habe ich erste Eindrücke bekommen, die mir sehr gefallen haben. Die Betreuung von Badegästen, viel sportliche Betätigung während der Ausbildung und auch danach; zu wissen dass man gebraucht wird, im Notfall für jemanden da zu sein: das alles ist auch eine große Motivation, zu trainieren, um die Leistung zu erbringen, die für das Retten von Menschen benötigt wird. Natürlich gibt es auch weniger gute Dinge, die es zu erledigen gilt. Reinigen, Aufräumen, Instandhaltung und Pflege der verschiedenen Bereiche, aber auch das gehört nun mal mit dazu. Meiner Meinung nach hat jeder Job Aufgaben, die einem mehr oder auch weniger Spaß machen. Unverschämte, freche Badegäste können natürlich immer ein Problem darstellen, hier besteht die Kunst darin, ruhig und sachlich zu bleiben. Toll ist, dass man während der Ausbildung noch nicht im Schichtdienst arbeiten muss. Maximal in Ausnahmefällen, wobei ich dann vorab gefragt werde. Ich denke, in diesem Beruf gibt es gute Weiterbildungsmöglichkeiten. Man hat auch die Chance, in eine höhere Position zu kommen, Bäderleitung zum Beispiel. Viele weitere andere technischen Fortbildungen sind ebenfalls möglich.“
„Ich bin übernommen worden als technischer Angestellter in den Eishallen und möchte erstmal in dieser Position bleiben um Erfahrung zu sammeln und weiter zu lernen. Meine Zukunftspläne? Mich weiterzubilden um irgendwann aufsteigen zu können.“
KEVIN SAUER, 19 aus Besigheim, nach absolvierter Ausbildung bei seinem Ausbildungsleiter Ingo Scherbaum