Buchhändler/-in

Lesen ist eine
Leidenschaft

Text: Bettina Nowakowski
Fotos: Martin Kalb

Ein großes Interesse für Bücher, ein gutes Gespür für Trends und ein souveränes und freundliches Auftreten im Umgang mit Kunden sind Voraussetzungen für den Beruf des Buchhändlers beziehungsweise der Buchhändlerin.

„Meine Tante meinte: werde Buchhändlerin, dann kannst Du den ganzen Tag lesen“, erzählt lachend Maria Köber, Filialleiterin und Ausbilderin der Osiander-Buchhandlung in der Bietigheimer Altstadt. „Das stimmt so natürlich nicht, aber der Buchhandel steckt gern voller Klischees“, fährt sie fort. Denn auch das Bild vom vergeistigten, leicht zerstreuten Buchhändler hinter dem Verkaufstresen ist ein gängiges Klischee, das nichts mit der Realität zu tun hat. Mara Ahlburg-Schmidt, Auszubildende im dritten Lehrjahr, hat schnell gemerkt, worauf es ankommt: „Natürlich ist es eine Voraussetzung, dass man selbst gerne liest. Aber vor allem braucht man ein gutes Auftreten den Kunden gegenüber und ein Gespür dafür, welches Buch für welchen Kunden geeignet ist.“ Mara Ahlburg-Schmidt profitiert dabei von ihrer Erfahrung in der Gastronomie. „Ich habe schnell gemerkt, dass mir der Verkauf und die Kundengespräche liegen.“
Das Buch als Geschenk wird auf Wunsch  auch im Geschäft schön verpackt.

Neuerscheinungen und Bestseller ansprechend zu präsentieren gehört auch zu den Aufgaben einer Buchhändlerin.

Bücher gekonnt in Szene setzen

Der Alltag im Buchgeschäft besteht allerdings noch aus weit mehr. Buchlieferungen müssen durchgesehen und sortiert, Thementische aufgefüllt oder neu dekoriert, Bestellungen aufgenommen und an Kunden ausgeliefert werden. Auch der Verkauf von Geschenkartikeln, Spielen oder Hörbüchern gehört dazu. Außerdem muss man entscheiden, welche Neuerscheinungen ins Sortiment aufgenommen und bestellt werden.

Mara Ahlburg-Schmidt hat ihre Ausbildung im Osiander-Buchladen in Bietigheim angefangen, inzwischen ist sie in der Filiale in Heilbronn, die wesentlich größer ist und mehr Mitarbeiter hat. „In einem relativ kleinen Geschäft wie in Bietigheim muss man immer den Überblick über alles haben“, stellt sie fest. Am liebsten mag sie das Ein- und Aufräumen. „Der Laden verändert sich jeden Tag, man baut jeden Tag etwas um, das ist ein stetiger Wandel, bei dem man immer wieder neu und schön Bücher dekorieren kann.“ Bei den Neuerscheinungen muss man das Buch gekonnt in Szene setzen können. Auch das Aussehen von Büchern wird immer wichtiger. „Manche Bücherbände erscheinen als Limited Edition, mit besonderem Cover und einer besonderen Gestaltung“, weiß Mara Ahlburg-Schmidt. Diese werden auch gern zu Sammelobjekten.

Ein Buch ist etwas Lebendiges

„Lesen ist nach wie vor eine Leidenschaft“, bestätigt Maria Köber. Wenn junge Frauen als Influencer zum Beispiel ein Buch empfehlen, spürt man das auch schnell im Geschäft: „Da wird dann ein bestimmtes Buch gleich öfter verkauft.“ Bücher sind auch eine Art von Kunst, so ihr Verständnis: „Das gedruckte Buch wird nicht aussterben, ein Buch ist etwas Lebendiges, was das Leben bereichert.“

Schwierig sei es allerdings mit Nachwuchs und Fachkräften, so die Filialleiterin. „Der Nachwuchs fehlt, vor 25 Jahren kamen auf eine Stelle 20 Bewerber, heute hat man auf 20 Stellenangebote vielleicht zwei Bewerber.“ Einer der Gründe sei wohl, dass die langen Arbeitszeiten, auch am Wochenende, viele Bewerber abschrecken, Familienleben sei so schwieriger zu planen. Dabei sei es durchaus auch für Quereinsteiger möglich, im Buchhandel Fuß zu fassen. „Erfahrung im Umgang mit Menschen und im alltäglichen Jobleben ist da sehr hilfreich“, weiß Maria Köber.

Wer die Ausbildung zum Buchhändler beziehungsweise Buchhändlerin abschließt, hat die Möglichkeit, nicht nur im Sortimentsbuchhandel zu arbeiten, sondern auch in einem Verlag, im Zwischenhandel oder im Antiquariat. Mit zusätzlichen Qualifikationen kann man zum Abteilungs- oder Filialleiter aufsteigen. Viele machen sich auch selbstständig. Für Mara Ahlburg-Schmidt kommt dies allerdings vorerst nicht in Frage. „Ich würde gern als Buchhändlerin bei Osiander bleiben nach meiner Ausbildung“, wünscht sie sich. „Ich fühle mich da sehr gut aufgehoben in meinem Beruf.“